Die Anwendung des NADA-Protokolls
Im Gegensatz zu den meisten Ohrakupunktur-Konzepten wird bei NADA der Ohrpunkt nicht spezifisch gesucht, sondern es sind immer die gleichen fünf Akupunkturpunkte definiert. Es handelt sich um die Punkte: Lunge, Leber, Niere, Shen Men und Wurzelpunkt (=Vegetativum 1).
Eigentlich müsste ich Punktezonen oder Areale sagen. Denn die Punkte werden – im Gegensatz zum Vorgehen in der normalen Ohrakupunktur – nicht individuell gesucht und gestochen. Sondern ohne besondere Suche werden Reize in diese definierten Regionen am Ohr gesetzt. Der Nebeneffekt: Durch die Standardisierung handelt es sich um eines der am besten untersuchten Verfahren in der Ohrakupunktur (siehe weitere Quellen zur Wirkung und Therapie / zu NADA in der Medizin / in der Sucht Behandlung / sowie zur Ausbildung und zum Lernen der NADA Akupunktur am Ende des Artikels).
Warum Sie bei der NADA-Akupunktur nichts falsch machen können
Wenn Sie ‘NADA-Protokoll’ in die Bildersuche bei Google eingeben, werden Sie sehr viele unterschiedliche Lokalisationen der Akupunkturpunkte an verschiedenen Ohren finden. Trotzdem ist das NADA-Protokoll erstaunlich effektiv in seiner beruhigenden, unterstützenden und integrativen Wirkung.
Das heisst, die exakte Lokalisation ist gar nicht so entscheidend – oder mit anderen Worten: Sie können nichts falsch machen. Die Vorteile: Keine Punktsuche, geringe ‘Intimität’ beim Nadeln, leicht delegierbar, einfach skalierbar und anwendbar im stationären Alltag. Und dennoch tiefe Wirkung
Nada-Behandlung in der Balancierten Ohrakupunktur
Allerdings habe ich zwei entscheidende Modifikationen vorgenommen, um das NADA-Protokoll meinem Behandlungskonzept mit Einzelpatienten anzupassen:
- Ich behandele in einer Sitzung nur eine Seite (also nur ein Ohr)
- und ich verwende keine Nadeln, sondern japanische Goldkügelchen.
Das bedeutet in der Praxis, dass Sie der Patientin beispielsweise am Montag die fünf Punkte an einem Ohr mit den japanischen Goldkügelchen kleben. Diese bleiben für fünf Tage am Ohr – am Freitag entfernen die Patienten sich die Kügelchen selbständig. Dann folgen zwei Tage ohne Ohrkügelchen. Und am nächsten Montag setzen Sie erneut fünf Goldkügelchen am anderen Ohr, wieder für fünf Tage…
Dieses Vorgehen hat sich in der Praxis mit Einzelpatienten ausgesprochen bewährt und ist sehr erfolgreich.
Diese individuelle Behandlung unterscheidet sich damit allerdings wesentlich vom klassischen Vorgehen bei NADA:
Traditionell, beispielsweise im Rahmen der Suchttherapie, geschieht die NADA-Behandlung in der Gruppe. Das gehört zum Gesamtkonzept dazu, genauso wie das Schweigen in der Gruppe und die hohe Kontrolle der einzelnen Klientinnen über die Situation. Z.B. desinfizieren sich die Klientinnen in einigen Settings die Ohren selbst und ziehen sich ebenfalls die eigenen Nadeln selbst – hier kommt es nur beim Setzen der Nadeln zum Kontakt zwischen Begleiterin und Klientin. Das ist gewollt und Teil des Settings.
Im Rahmen von Gruppen-Trauma-Behandlungen, z.B. auf den Philippinen oder Japan nach Erdbeben/Überschwemmungen, werden statt Nadeln kleine Klebepflaster mit Samenkörnern (im Sinne einer Ohr-Akupressur) auf die Punkte geklebt. Dort übernehmen ausgebildete Laienhelfer die Betreuung in Gruppen.
Das NADA-Protokoll, so wird aus all diesem deutlich, kann in unterschiedlichsten Settings erfolgreich eingesetzt werden.
Zunehmend gibt es auch Publikationen darüber, dass das NADA-Protokoll in der Betreuung Geflüchteter, in der Kinder- und Jugendpsychiatrie und in der Behandlung posttraumatischer Belastungsstörungen (PTBS) eingesetzt wird (siehe Quellen).
Wie wirkt NADA-Akupunktur?
Unspezifisch psychisch ausgleichend. Nicht mehr und nicht weniger. Es ist aus meiner Sicht ein sehr hilfreiches Konzept im Rahmen von Ohrakupunktur als Therapie. Ich selber setze NADA als Einzeltherapie bei Menschen mit Unruhe und ‘unspezifischer’ Erregung, z.B. Partner von Patienten mit schweren Erkrankungen ein. Über Indikationen für die Anwendung der NADA-Ohrakupunktur lesen Sie hier (kommt noch, wenn Sie tiefer scrollen).
Die NADA-Akupunktur fährt den Sympathikus herunter
Das gemeinsame ist den Konzepten das ‘Herunterfahren’ eines überaktiven Sympathikus. Gleichzeitig stellt NADA die Handlungsfähigkeit wieder her – es geht darum, aus einer ‘hyperaktiven Lähmung’ wieder in den Zustand eines ‘in sich ruhend‘ zu kommen und eine umfassende Handlungsfähig wieder herzustellen.